Gartenfest & Dalai Lama?
Gartenfest & Dalai Lama? Zuhören, bitte!
Am Wochenende war ich auf einem Gartenfest eingeladen. Die Gäste kamen aus dem gesamten Süddeutschen Raum, vom Bodensee und aus dem Bayerischen Wald, aus dem Saarland und aus München, alle hatten verschiedene berufliche Hintergründe und auch die Altersspanne war groß, von 2 bis 83 Jahren. Viele kannten sich untereinander, manche lernten sich dort neu kennen. Es war also ein buntes Miteinander ganz unterschiedlicher Menschen, die sich zu den unterschiedlichsten Themen unterhielten – sehr spannend also für alle, die sich mit Kommunikation beschäftigen.
Und weil ich erst letzte Woche einen Podcast zum Thema „Zuhören“ gehört hatte, stellte ich mir selbst für das Gartenfest folgende Trainingsaufgaben: Erstens, beobachte, wie sich die Anwesenden gegenseitig zuhören, wie sie mit dem Gehörten umgehen, wie sie antworten.
Und zweitens, höre selbst bewusst und aktiv zu, wertschätze den Gesprächspartner/ die Gesprächspartnerin und seine Beiträge.
Meine Beobachtungen überraschten mit nicht und stimmten mich nachdenklich:
Wie oft hören wir der anderen oberflächlich zu, überlegen zeitgleich schon, was und wie wir antworten können, um uns damit selbst ins Gespräch einzubringen?
Wie oft warten wir nur auf den Augenblick, an dem wir sprechen können, um das Gesagte mit unseren eigenen Ausführungen und Erfahrungen sogar zu übertrumpfen?
Wie oft kommt es vor, dass wir mit nur einem Ohr zuhören, weil am anderen Ende des Tisches ein scheinbar interessanteres Thema diskutiert wird?
Zeitgleich sind wir enttäuscht, wenn wir uns mit genau so jemandem unterhalten. Wir fühlen uns nicht gut, wenn das Gegenüber unsere Beiträge nicht würdigt, und wir empfinden Gespräche als unbefriedigend, wenn wir das Gefühl haben, der oder die andere ist kein guter Zuhörer oder keine gute Zuhörerin.
Dabei hat das Hinhören so viele Vorteile, das weiß auch der Dalai Lama.
Welche Vorteile das sind und welche Schritte uns zum geachteten Gesprächspartner machen, lesen Sie hier.
Aktives Zuhören umfasst folgende Punkte:
- Dem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit schenken. Nebenbei nicht noch schnell die E-Mail fertig schreiben oder gedanklich die nächste Besprechung vorbereiten. Das scheint zwar auf den ersten Blick zeitsparend zu sein, die dadurch entstehenden Missverständnisse oder das Wiederholen-müssen dauern dafür umso länger. Gleichzeitig zeigt es dem Gesprächspartner: „Du und Dein Thema, Ihr seid mir nicht wichtig!“
- Auch zwischen den Zeilen lesen, um herauszufinden, was dem Gegenüber besonders wichtig ist oder wie sie zum Thema steht. Wenn wir dann in dieser Art antworten, fühlt sich die andere geachtet und schätzt uns gleichzeitig auch für unser Gesprächsverhalten: „Dieses Thema scheint Sie zu faszinieren/ aufzuwühlen/ … Was genau …!“ oder „Das ist (auch) für mich interessant/ spannend/ neu/ … . Ganz besonders interessiert mich dabei … Wie/ Wer/ Wann/ mit welchem Ziel/ …”
- Das Gehörte in eigenen Worten wiederholen. Diese Gesprächstechnik hat gleich mehrere Vorteile.
Zum einen zeigen wir dem anderen „Du und Dein Thema sind wichtig!“. Es ist also eine Art, wie wir unsere Wertschätzung ausdrücken können.
Zum anderen dient die Wiederholung der Verständniskontrolle auf beiden Seiten. „Ok, das waren viele entscheidende Punkte. Ich fasse nochmal zusammen …“
Durch das Wiederholen sortiere ich das Gehörte in meinem Gehirn neu und entdecke dabei eventuelle Verständnislücken.
Mein Gegenüber erfährt, welche Teile seiner Ausführungen wie angekommen sind und kann gegebenenfalls nachsteuern.
Wer diese drei Tipps beherzigt, gilt als guter Zuhörer, mit dem andere sich gerne unterhalten.
Was für ein Gartenfest gilt, wo persönliche Gespräche über Urlaubserlebnisse, Familie und Hobbys einfach dazu dienen, ein paar angenehme und anregende Stunden zu verbringen, gilt für den beruflichen Kontext umso mehr.
Im Beruf, im Geschäftsleben, im Team gehen durch oberflächliches Zuhören wegweisende Ideen verloren, dauern Besprechungen umso länger und kosten damit wertvolle Zeit und Geld und die Motivation kann sinken.
Das muss nicht sein!
Das nächste, für manche lange, für alle sommerliche Wochenende steht bevor und mit ihm wieder Gartenfeste und Grillpartys. Zeit und Gelegenheit also, sich im Zuhören zu üben, um das Gelernte anschließend im Beruf umzusetzen.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Spaß und viel Erfolg!
Ihre Nicola Haas
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