Wie Feedback auch wirken kann…
Geht es Ihnen manchmal auch so: Sie ärgern sich über ein Verhalten eines Teammitglieds oder einer Kollegin? Sie wollen endlich ansprechen, was Sie stört, verpassen aber wieder einmal den richtigen Zeitpunkt oder sind unsicher, wie sie das Thema am besten formulieren? Wenn Sie Feedback geben möchten, das den anderen nicht verletzt, und Ihnen gleichzeitig mehr über sie selbst verrät, gebe ich Ihnen hier ein paar Hinweise.
Ihnen geht es wie einem meiner Kunden. Der Teilnehmer meines Coachings litt darunter, dass er Ärger über Kollegenverhalten in sich hineinfraß. So zum Beispiel, als der Kollege im gemeinsamen Projekt ohne Absprache die Dateistruktur überarbeitete. Mein Coachee sagte nichts, weil er nicht wusste, wann und wie er sein Feedback ausdrücken sollte. Das hatte auch negative Auswirkungen auf die Zusammenarbeit im Team. Er selbst trug den Groll mit sich herum und hatte immer weniger Lust auf das gemeinsame Projekt. Gleichzeitig erkannte er Schwachstellen an Zwischenergebnissen, behielt aber konstruktive Verbesserungsvorschläge für sich.
Im Nachhinein ärgert er sich, dass das Projektergebnis unter den Möglichkeiten liegt. Und es stört ihn, dass er still blieb, wo er doch wusste, wie sich dies oder jenes hätte vermeiden lassen.
Ihm machte die Situation schwer zu schaffen, denn ein neues Projekt mit demselben Team sollte schon bald starten. Dafür wollte er gewappnet sein und konstruktives Feedback geben können.
Und jetzt kam ich als Coach ins Spiel.
Vordergründig ging es also „nur“ um einen praktikablen Leitfaden, wie Feedback wertschätzend und konstruktiv formuliert wird. WWW.FEEDBACK.DE ist da mein Merkspruch. Wofür er steht, erzähle ich gern.
W – Wahrnehmung beschreiben, objektiv, keine Bewertung.
Im Beispiel: „Kollege XY, ich habe heute Morgen bemerkt, dass Du die Dateistruktur geändert hast.“
W – Wirkung nennen, also sagen, was das störende Verhalten mit mir selbst macht (Gedanken, Gefühle, Verhalten).
Im Beispiel: „Das hatte zur Folge, dass ich lange gebraucht habe, das richtige Dokument für die Sitzung zu finden …“
W – Wunsch äußern, was ich mir vom Feedback-Nehmer wünsche.
Im Beispiel: „Eine übersichtliche Struktur war dringend nötig, nur bitte beziehe mich ein, wenn Du solche Änderungen vornimmst.“
Nach WWW ist der Feedback-Nehmer an der Reihe: Danken & Entscheiden.
Die Vorgehensweise war schnell klar und Aufgabe meines Coachees war es nun, sein persönliches Feedback an den Kollegen vorzubereiten. Die Wahrnehmung beschrieb er wie von mir erwartet. Bei der Wirkung nannte er, er fühle sich übergangen. Und beim Wunsch stutzte er. „Ich habe gar keinen Wunsch an ihn. Ich habe einen Wunsch an mich“ – Fragezeichen in meinem Gesicht – „Ja, wenn ich so darüber nachdenke, sein Verhalten stört mich wenig, es war nötig die Struktur zu überarbeiten. Was mich stört ist der Spiegel, den er mir mit seinem Verhalten vorhält. Er zeigt mir, dass es so viel fürs Projekt zu tun gibt, und dass er, im Vergleich zu mir, die Sachen anpackt. Ich dagegen ziehe mich immer mehr heraus und verliere so den Kontakt zu den Kollegen und zum Thema. Das macht es dann weiter schwieriger, meine Gedanken anzubringen.“ Ok, sagte ich, und was wollen Sie nun dem Kollegen sagen? „Nichts. Ich pack mich selbst an der Nase und begrabe meinen Schlendrian. Das ist ein Feedback an mich selbst!“
Klar, die Formulierung der Wirkung und des Wunsches erfordert mehr Selbstreflektion als ein einfaches „Hör auf damit!“. Eine Selbstreflektion, die das angestrebte Feedback ganz unnötig macht, war mir neu! Mein Coachee übrigens war sehr glücklich über seine Selbsterkenntnis und ist guten Mutes für das neue Projekt.
Jetzt wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Vorbereiten Ihres Feedbacks, und vielleicht merken auch Sie auf halber Strecke, dass es Ihnen vor allem etwas über Sie selbst erzählt.
Ihre Nicola Haas
Wenn Sie persönlich jemanden brauchen, der Ihnen einen Anstoß gibt oder die richtigen Fragen stellt, dann lassen Sie uns darüber reden. Schildern Sie mir gern Ihre Herausforderung, dann überlegen wir gemeinsam, wie es weitergehen kann. So ein kostenfreies Gespräch dauert nur 30 Minuten und Sie nehmen ganz bestimmt etwas für sich mit.